Wer richtig guten Sound mag, wird sich früher oder später nicht mehr mit billigen Lautsprechern zufriedengeben und über die Anschaffung einer hochwertigen Anlage nachdenken. So erging es auch mir: Nach einigen Umräumarbeiten zog eine nagelneue Anlage mit zwei brusthohen Boxen und einem hochwertigen Subwoofer ein. Wie sich schnell herausstellte, ist es bei solchen HiFi-Geräten allerdings nicht mit ein paar Boxen und einem Stecker fürs Smartphone getan. Um die volle Leistung aus der Anlage herauszukitzeln, braucht es schon ein wenig mehr. Richtig komplett ist eine Anlage erst mit Verstärker! Während der allseits bekannte Vollverstärker sich großer Beliebtheit erfreut, streiten sich beim separaten Vorverstärker noch immer die Geister. Die einen halten ihn veraltet und unnötig, die anderen finden, dass erst er den Sound perfekt macht. Ich habe mich für einen Vorverstärker entschieden und will Euch hier von meinen Erfahrungen berichten.
Wozu braucht es überhaupt einen Vorverstärker?
Der Vorverstärker (Vorstufe) ist sozusagen das Organisationszentrum der Musikanlage. An ihn werden alle möglichen Quellgeräte – also CD-Player, Tapedeck, DVD-Player, Plattenspieler und alle anderen – angeschlossen. Seine Aufgabe ist es dann, die von diesen Geräten eingehenden Signale, also deren Spannung und Impendanz, für den Endverstärker aufzubereiten. Dieser wiederum passt die vom Vorverstärker erhaltenen Signale so an, dass die Lautsprecher damit arbeiten können. Erst dann können die Lautsprecher richtig guten Sound liefern.
Neben Vor- und Endverstärker gibt es auch noch die so genannten Vollverstärker, die die Eigenschaften beider Geräte in sich vereinen. Durch den so eingesparten Platz sind diese Vollverstärker besonders beliebt. Wer passive Lautsprecher sein Eigen nennt, schließt davor also entweder einen Vor- und Endverstärker oder gleich einen Vollverstärker an. In vielen Fällen bringt ein hochwertiger Vollverstärker bessere Ergebnisse als separate Geräte der gleichen Preisklasse – doch es gibt Ausnahmen. Dazu gehören in erster Linie die die so genannten Aktivlautsprecher: Diese haben den Endverstärker von Haus aus mit eingebaut und brauchen deshalb nur noch einen Vorverstärker, um zu funktionieren. So verhielt es sich auch bei mir – also musste ein Vorverstärker her. Doch die Auswahl ist groß und die Qualitätsspanne gerade im HiFi-Bereich bekanntlich riesig, wie schon ein Blick auf die Auswahl bei Netzsieger zeigt. Worauf muss also geachtet werden?
Preis: Auf den Lautsprecher abstimmen
Ein Blick auf den Geldbeutel lohnt sich nicht nur, um diesen zu schonen. Denn die Lautsprecher und der Verstärker sollten auch in finanzieller Hinsicht aufeinander abgestimmt sein! Ein High End-Lautsprecher beispielsweise würde mit einem billigen Vorverstärker sein Potenzial gar nicht ausschöpfen können. Andersherum wäre es herausgeworfenes Geld, einen teuren Vorverstärker an günstige Boxen anzuschließen, die dessen Signal gar nicht verwerten können.
Als Faustregel gilt: Beim Kauf sollten 60% des Budgets in die Lautsprecher gehen und 40% in den Verstärker. Ausnahme sind kleine High End-Lautsprecher: sie haben unter Umständen gehobene Ansprüche, für die ein teurerer Vorverstärker vonnöten ist.
Leistung: Auf Wirkungsgrad und Impedanz achten
Auch die nötige Leistung hängt vorrangig von den verwendeten Lautsprechern ab. Mehr Watt sind dabei nicht immer besser. Besonders wichtig sind Wirkungsgrad und Impedanz der Lautsprecher:
- Der Wirkungsgrad liegt bei den meisten handelsüblichen Lautsprechern um 85 dB. Trifft das auch auf die vorliegenden Exemplare zu, eignet sich so ziemlich jeder Transistorverstärker. Bei Lautsprechern mit einem niedrigeren Wirkungsgrad braucht es allerdings einen besser ausgestatteten Verstärker.
- Die Impedanz ist einfach formuliert der elektrische Widerstand auf das Signal. Allerdings handelt es sich hierbei um keinen stabilen Wert, sondern er schwankt mit der abgespielten Frequenz. Für die Auswahl des Verstärkers kommt es auf den niedrigsten Impedanzwert an, den der Lautsprecher aufweisen kann. Man findet diesen Wert (wie auch die meisten anderen) normalerweise auf einem Aufkleber an der Rückseite der Boxen. Liegt dieser Wert um 4 Ohm oder höher, kommen die meisten Verstärker problemlos damit zurecht. Alles unter 2 Ohm allerdings bedeutet einen erhöhten Anspruch für den Vorverstärker, was beim Kauf entsprechend beachtet werden sollte. Andernfalls könnte es passieren, dass der Verstärker nicht mehr wirklich stromstabil ist.
Röhrenverstärker: Ein Sonderfall
Eine besondere Form der Vorverstärker sind die Röhrenverstärker. Dabei handelt es sich um eine Bauart, deren Bauteile sich besonders gut austauschen lassen. Dadurch ist ein Aufbessern des Röhrenverstärkers in der Regel ohne größeren Aufwand möglich. Darüber hinaus sind die meisten Exemplare auch optisch ansprechend. Ihr Klang soll einigen Audiophilen zufolge besonders warm sein, doch diese Aussage ist nicht unumstritten. Bei der Auswahl des neuen Vorverstärkers muss allerdings beachtet werden, dass sich Röhrenverstärker in der Regel nicht für den Einsatz bei einer Impedanz von unter 2 Ohm eignen.
Fazit: Die Auswahl ist gar nicht so einfach
Eine pauschale Empfehlung gibt es leider nicht, denn wie ihr sicherlich beim Lesen schon gemerkt habt, ist das Zusammenspiel aus Verstärker und Lautsprechern eine sehr individuelle Geschichte. Ich hoffe aber, dass euch meine Erfahrungen, die ich selber grade gemacht habe, auf die wichtigsten Kriterien beim Kauf eines Verstärkers hingewiesen haben, so dass ihr möglichst auch einen passenden Verstärker für eure Hifi-Anlage finden könnt. Ich habe mich übrigens für den Vorverstärker Yamaha WXC-50 entschieden.